Natural artifizio – artifiziosa natura: Grotten der frühen Neuzeit in Italien
Die Grotte der Villa Bandini
Ein spätes Beispiel der italienischen Grottenanlagen stellt die Grotte der Villa Bandini dar, welche sich im Florentiner Stadtteil Gavinana befindet. Sie entstand 1746 im Auftrag Antonio Niccolinis, an dessen Familie die Villa im 17. Jahrhundert übergegangen war. Bereits 1745 hatte der im Hause Niccolini als Kunstlehrer tätige Giuseppe Menabuoni erste Entwürfe für die Grotte vorgelegt, die den Garten des Grundstücks nach Süden hin abschließen sollte. Nachdem die Architektur in Form einer offenen Loggia errichtet worden war, begann der Florentiner Bildhauer Giuseppe Giovannozzi mit der Ausgestaltung der Grotte. Er gliederte die Wände in geometrische Kompartimente, die untereinander durch Pilaster getrennt sind und die an den Schmalseiten des Raumes den jeweiligen Rahmen für burlesk anmutende, zwerghafte Figuren bilden. Dominiert wird der Raum jedoch durch das große Wasserbecken, das sich dem Eingang direkt gegenüber befindet. Die dahinterliegende zentrale Nische bot einst Platz für die Aufstellung einer Venus-Adonis-Gruppe. In den sie beidseitig flankierenden Wandfeldern ist jeweils ein drachenähnliches Wesen mit einem Satyr bzw. mit einer männlichen Person vor einer Felslandschaft dargestellt, wobei die Szenen bisher inhaltlich nicht genauer identifiziert werden konnten. Jedoch waren solch bukolisch-burleske Darstellungen, wie sie das Programm der Grotte zeigt, im 18. Jahrhundert sehr beliebt. Die im Jahre 2000 abgeschlossene Restaurierung der Grotte hat nicht nur zu ihrer Konservierung beigetragen, sondern ihr auch ihre ursprüngliche Farbigkeit zurückgegeben.